Fachartikel: Die „Wende“ als Strukturgesetz des Denkens und des Zeitbewusstseins

Der Fachartikel ist die überarbeitete Fassung der Antrittsvorlesung von Professor De Candia vom 25. Januar 2023 als Professor für Philosophie und Dialog mit der Gegenwartskultur an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie.

Zum Text: Der Begriff „Wende“ wird oft nur als historischer Einschnitt verstanden. Doch der Artikel zeigt, dass eine „Wende“ auch ein tiefgreifender Denkprozess sein kann – eine innere Veränderung, die unsere Sicht auf die Welt neu ordnet.

Dabei lassen sich zwei Arten des Denkens unterscheiden: Die „Wende“ steht für ein ganzheitliches Erfassen der Wirklichkeit (intelligere), während die „Kehre“ für eine analytische, reflektierende Sichtweise (reflectere) steht.

Ein anschauliches Beispiel für eine solche tiefgehende Veränderung ist die Bekehrung des Saulus, die Caravaggio in zwei Gemälden dargestellt hat. Der Artikel zeigt, wie sich Paulus’ Perspektive radikal wandelte – weg von einer einfachen Entweder-Oder-Logik hin zu einer tieferen, umfassenderen Erkenntnis.

Schließlich wird dieser Denkprozess mit Edmund Husserls Überlegungen zum Zeitbewusstsein verknüpft. Die „Wende“ wird als ein Ereignis verstanden, das nicht nur das Denken, sondern auch das Verständnis von Realität und Existenz grundlegend verändert.

Artikel In: Annuario filosofico, 38 (2022), 77-101

‍