In seiner Studie untersucht Tobias Häner die beiden Übersetzungen des Buches Hiob, die der Kirchenvater Hieronymus angefertigt hat – einmal auf Basis der griechischen und einmal auf Basis der hebräischen Version. Im Fokus steht dabei ein kleines, aber bedeutungsvolles Wort: Das hebräische tam, das ursprünglich für „untadelig“ oder „unschuldig“ steht, übersetzt Hieronymus zuerst mit „unschuldig“ (innocens), später aber nur noch mit „einfach“ (simplex). Diese Veränderung ist wahrscheinlich kein Zufall. Sie zeigt, wie Hieronymus sich in einer theologischen Debatte seiner Zeit (gegen den sogenannten Pelagianismus) von einem idealisierten Bild Hiobs löst: Statt als sündloses Vorbild erscheint Hiob nun als gewöhnlicher, fehlbarer Mensch – wie jeder andere auch.
Auror: Tobias Häner
Artikel in: Vulgata in Dialogue, Special Issue (2023), 121–131.
Link: Vulgata_Dialogue_SNr_2023_12_Haener (1).pdf